Ein gutes Porträt zeigt nicht nur das Gesicht eines Menschen, sondern erzählt auch eine Geschichte über dessen Charakter, Stimmung und den Moment. Porträtfotografie ist mehr als nur das Drücken auf den Auslöser. Es ist eine bewusste Auseinandersetzung mit Licht, Ausdruck, Komposition und der Beziehung zwischen Fotograf:in und Modell.
In diesem umfassenden Artikel zeige ich dir, was Porträtfotografie ausmacht, welche Technik du benötigst, wie du Menschen authentisch ablichtest und wie du deine eigene Bildsprache entwickelst. Egal, ob du Einsteiger:in bist oder schon Erfahrung hast – hier findest du praktisches Wissen und kreative Impulse, die dich weiterbringen.

Was ist Porträtfotografie überhaupt?
Definition und Abgrenzung
Bei der Porträtfotografie steht der Mensch im Mittelpunkt – doch nicht jede Aufnahme eines Gesichts ist ein echtes Porträt. Ein gutes Porträt zielt darauf ab, die Persönlichkeit der abgebildeten Person sichtbar zu machen. Es geht nicht nur um Äußerlichkeiten, sondern darum, eine Verbindung zwischen dem Dargestellten und der Betrachterin herzustellen.
Im Unterschied zur Schnappschuss- oder Modefotografie steht bei Porträts die individuelle Geschichte im Mittelpunkt. Während die Streetfotografie spontane Begegnungen dokumentiert und die Reportagefotografie den Kontext betont, sucht das Porträt nach Tiefe im Ausdruck.
Die Geschichte der Porträtfotografie
Schon lange bevor es die Fotografie gab, versuchten Maler, den Menschen so darzustellen, wie er ist – oder wie er sich selbst sieht. Die Porträtmalerei der Renaissance und des Barock war oft ein Ausdruck von Macht, Status oder Individualität. Mit der Erfindung der Fotografie im 19. Jahrhundert verlagerte sich diese Aufgabe vom Atelier auf die Kamera.
Die frühen Fotografen wie Nadar oder Julia Margaret Cameron nutzten lange Belichtungszeiten und natürliche Lichtquellen. Später etablierten sich die Studiofotografie und formale Porträtaufbauten. Ikonen wie Yousuf Karsh oder Richard Avedon prägten mit ihren charakterstarken Schwarzweißporträts die Bildsprache des 20. Jahrhunderts.
Heute ist die Porträtfotografie allgegenwärtig – von den sozialen Medien bis zur Kunstgalerie. Doch trotz technischer Fortschritte bleibt das Ziel dasselbe: einen echten Moment einzufangen, der mehr zeigt als ein bloßes Abbild.

Technik: Kamera, Licht und Objektive
Die richtige Ausrüstung
Für ein gutes Porträt braucht es kein teures High-End-Setup, aber man sollte wissen, was man tut. Wer gezielt Menschen fotografieren möchte, sollte sich deshalb mit den technischen Grundlagen vertraut machen und seine Ausrüstung entsprechend auswählen.
Kameras:
Grundsätzlich lassen sich Porträts mit jeder Kamera aufnehmen, sogar mit einem modernen Smartphone. Dennoch bieten Spiegelreflexkameras (DSLR) und spiegellose Systemkameras (DSLM) deutlich mehr Kontrolle über Einstellungen, Schärfentiefe und Objektivwahl. Wer flexibel bleiben möchte, greift zur DSLM: Sie ist kompakter, leiser und oft mit innovativen Funktionen wie dem Augen-Autofokus ausgestattet.
Objektive:
Das Objektiv hat einen enormen Einfluss auf die Bildwirkung. Für klassische Porträts gelten Brennweiten zwischen 50 mm und 135 mm als ideal. Ein 85-mm-Objektiv (Vollformat) bietet ein natürliches Verhältnis zwischen Nähe und Distanz und sorgt für eine weiche Hintergrundunschärfe („Bokeh“), durch die das Motiv hervorgehoben wird. Lichtstarke Festbrennweiten mit großer Blendenöffnung (z. B. f/1,4 oder f/1,8) liefern eine schöne Tiefenwirkung und sind somit perfekt für emotionale Nahaufnahmen.
Zusätzliches Equipment:
Stative sind bei statischen Posen oder Selbstporträts hilfreich. Reflektoren (z. B. silberne oder weiße) gleichen Schatten aus und reflektieren Licht ins Gesicht. Externe Blitze oder Dauerlichter ermöglichen auch bei schwachem Umgebungslicht kreative Setups. Trotzdem gilt: Die Technik sollte nie dominieren. Sie ist ein Mittel zum Zweck und nicht der Star des Bildes.
Lichtführung verstehen und nutzen
Licht ist der entscheidende Faktor zwischen flacher und faszinierender Wirkung. Es beeinflusst nicht nur die Helligkeit, sondern auch die Stimmung, die Form und die emotionale Wirkung eines Porträts. Wer Licht versteht, kann unabhängig vom Ort – ob Studio oder Tageslicht – gezielt gestalten.
Natürliches Licht:
Sonnenlicht ist kostenlos und oft wunderschön – wenn man es richtig nutzt. Hartes Licht zur Mittagszeit erzeugt starke Schatten und Überstrahlungen. Weiches Licht findet man dagegen im Schatten, bei bewölktem Himmel oder während der sogenannten „Golden Hour“ kurz vor Sonnenuntergang. Fensterlicht eignet sich besonders gut für Porträts im Innenbereich, da es sanft modelliert und leicht steuerbar ist.
Künstliches Licht:
Sowohl Blitzlicht als auch Dauerlicht ermöglichen eine absolute Kontrolle. Damit lässt sich im Studio jedes gewünschte Setup – von dramatisch bis neutral – nachstellen. Wichtig ist, die Lichtquelle richtig zu positionieren.
Lichtarten und -techniken:
- Rembrandt-Licht: Dreieck aus Licht unter dem Auge der vom Licht abgewandten Gesichtshälfte – wirkt klassisch und tiefgründig.
- Butterfly-Licht: Licht direkt von vorne oben – ideal für Beauty-Porträts.
- Split-Licht: Teilt das Gesicht in Licht und Schatten – für starke Kontraste.
Mit Lichtformern wie Softboxen, Beauty-Dish oder Schirmen lassen sich unterschiedliche Lichtcharaktere erzeugen – von hartem Kantenlicht bis zu weicher Ausleuchtung. Wer experimentiert, lernt schnell, welche Lichtführung zu welchem Ausdruck passt.
Kameraeinstellungen für starke Porträts
Wer dem Autofokus blind vertraut, verpasst oft den entscheidenden Moment. Porträts verlangen nach gezielter Kontrolle – sowohl technisch als auch in Bezug auf die Absicht.
Blende:
Eine offene Blende (kleine Blendenzahl, z. B. F/1.8) erzeugt einen unscharfen Hintergrund und lenkt den Blick auf das Gesicht. Je weiter man hingegen abblendet (z. B. F/5.6), desto mehr vom Bild wird scharf, was bei Gruppenporträts von Vorteil sein kann.
Verschlusszeit:
Bei Porträtaufnahmen sollte die Verschlusszeit kurz genug sein, um Bewegungsunschärfen zu vermeiden. Sie sollte mindestens 1/125 Sekunde betragen. Bei ruhigen Aufnahmen oder mit Stativ kann sie auch länger sein. Wenn Kinder oder spontane Bewegungen im Spiel sind, sollte eine kürzere Verschlusszeit gewählt werden, beispielsweise 1/250 Sekunde oder schneller.
ISO:
Ein niedriger ISO-Wert sorgt für saubere, rauscharme Bilder. Bei schlechten Lichtverhältnissen muss man allerdings den ISO-Wert erhöhen. Das führt zu mehr Körnung, kann aber auch einen gewissen Look erzeugen, wenn dies gewollt ist.
Fokus:
Immer auf die Augen – sie sind der emotionale Anker eines jeden Porträts. Moderne Kameras bieten oft einen Augen-Autofokus, der zuverlässig nachführt. Wer manuell fokussiert, sollte sorgfältig arbeiten und sich Zeit nehmen.
Belichtung:
Die Haut sollte korrekt belichtet sein, d. h. lieber minimal heller als zu dunkel. In der Nachbearbeitung lässt sich mehr retten, wenn keine Highlights ausgefressen sind. Prüfen Sie das Histogramm und nutzen Sie die Belichtungskorrektur gezielt.

Der Mensch im Mittelpunkt
Umgang mit dem Modell
Das beste Objektiv nützt nichts, wenn das Model verkrampft vor der Kamera steht. Technik allein macht noch kein gutes Porträt. Es ist die Beziehung zwischen Fotograf:in und Modell, die den Unterschied ausmacht.
Vertrauen aufbauen:
Es ist egal, ob du mit professionellen Models oder mit Freunden arbeitest – ein echtes Porträt entsteht nur, wenn sich dein Modell wohlfühlt. Nimm dir deshalb vor dem Shooting Zeit. Ein kurzes Gespräch, ein lockerer Smalltalk oder Musik im Hintergrund können dabei helfen, die Anspannung zu lösen.
Kommunikation ist der Schlüssel:
Gib klare, aber freundliche Anweisungen. Erkläre, was du machst und warum. Lobe, wenn etwas gut aussieht, und korrigiere, wenn eine Pose nicht funktioniert. Dabei solltest du stets empathisch und respektvoll bleiben. Denn niemand möchte wie eine Schaufensterpuppe behandelt werden.
Einfühlungsvermögen statt Kontrolle:
Nicht alle fühlen sich vor der Kamera sicher. Einige benötigen mehr Anleitung, andere möchten sich frei bewegen. Passe deinen Stil deshalb an die jeweilige Person an. Beobachte die Körpersprache, höre zu und bleibe präsent. Je echter der Moment, desto authentischer das Bild.
Posing: Natürlich statt gekünstelt
Ein gutes Posing fällt nicht auf, sondern fühlt sich einfach richtig an. Viele Menschen wissen nicht, wie sie sich vor der Kamera verhalten sollen. Deine Aufgabe ist es, ihnen Sicherheit zu geben, ohne dass sie sich verstellen müssen.
Grundlagen der Körpersprache:
Achte auf Haltung, Spannung und Symmetrie. Schon kleine Veränderungen, wie das leichte Drehen des Körpers oder das Anheben des Kinns, können eine große Wirkung erzielen. Zeige selbst, was du meinst, statt es nur zu sagen. Körpersprache ist zwar oft intuitiv, aber nicht automatisch vorteilhaft.
Tipps für Hände, Haltung und Blick:
- Hände sichtbar, aber nicht dominant
- Leichte Bewegung statt starre Pose
- Blick in die Kamera für Nähe – Blick daneben für Nachdenklichkeit oder Distanz
Posing-Guides – sinnvoll, aber kein Dogma:
Es gibt unzählige Posing-Vorlagen für Männer, Frauen, Paare usw. Sie können als Ausgangspunkt dienen, sollten aber flexibel interpretiert werden. Wichtig ist, dass die Pose zur Person und zur Situation passt. Künstlich wirkende Posen wirken unnatürlich – und das spürt man im Bild.
Ausdruck und Emotion einfangen
Der flüchtige Blick, das echte Lächeln – oft sind es diese kleinen Momente, die zählen. Ein gutes Porträt zeigt nicht nur ein Gesicht, sondern auch die Stimmung. Der Ausdruck ist entscheidend dafür, ob das Bild berührt oder nur dekorativ bleibt.
Authentizität vor Perfektion:
Ein perfekter Gesichtsausdruck nützt wenig, wenn er gestellt wirkt. Nutze deshalb Gespräche, Fragen oder kleine Provokationen, um echte Reaktionen hervorzurufen. Oft hilft es, den Moment zwischen den Posen einzufangen, beispielsweise wenn das Lächeln langsam vergeht oder der Blick nach innen geht.
Spannung erzeugen:
Nicht jeder Ausdruck muss fröhlich sein. Ernst, Nachdenklichkeit oder sogar leichte Unsicherheit können für Tiefe sorgen. Emotionen sind vielfältig – und echte Porträts spiegeln diese Bandbreite wider.
Serienaufnahmen und Timing:
Anstatt auf den „einen“ Moment zu warten, solltest du in Serien fotografieren. Viele gute Porträts entstehen zwischen den klassischen Posen: im kurzen Zögern, im Wechsel des Blicks oder im spontanen Lachen. Deine Aufgabe ist es, diese Augenblicke zu erkennen und festzuhalten.

Bildgestaltung und Komposition
Bildaufbau und Perspektiven
Der Winkel macht die Wirkung: Die Art, wie wir fotografieren, verändert, wie jemand gesehen wird. Für gute Porträtfotografie braucht man nicht nur Technik, sondern auch ein Auge für die Bildgestaltung.
Regeln gezielt nutzen – und brechen:
Die Drittelregel ist eine große Hilfe für Anfänger, um eine harmonische Bildaufteilung zu erreichen. Dabei wird das Bild horizontal und vertikal in drei gleich große Bereiche geteilt. Wenn du das Gesicht oder die Augen an einer dieser Linien oder Schnittpunkte platzierst, wirkt das Bild oft spannender als bei zentraler Ausrichtung. Doch Regeln sind nur Werkzeuge, keine Gesetze. Manchmal entsteht Magie genau dort, wo du die Konvention verlässt.
Perspektive verändert Wirkung:
- Auf Augenhöhe: Wirkt natürlich und ausgewogen
- Von oben fotografiert: Kann verletzlich, kindlich oder schmeichelhaft wirken
- Von unten fotografiert: Lässt das Modell mächtiger, dominanter erscheinen
Wechsle die Positionen und experimentiere. Denn manchmal ergibt sich eine spannende Wirkung erst durch die Bewegung – sowohl für dich als auch für das Modell.
Hintergrund bewusst wählen:
Der Hintergrund kann ein Bild entweder stützen oder stören. Achte darauf, dass nichts aus dem Kopf „wächst” (z. B. Laternen oder Äste) und der Hintergrund nicht vom Gesicht ablenkt. Nutze einfache Flächen, gezielte Unschärfe (Bokeh) oder gestalterische Elemente wie Linien und Rahmen, um den Blick zu lenken.
Farbe, Tonwert und Stil
Ein Porträt lebt nicht nur vom Motiv, sondern auch vom Look. Farben und Kontraste sind entscheidend für die Stimmung eines Bildes – ebenso wie der generelle Stil.
Farben bewusst einsetzen:
Farben transportieren Emotionen. Warme Farben (Gelb, Rot, Orange) wirken oft freundlich, einladend oder leidenschaftlich. Kalte Farben (Blau, Grau, Grün) können dagegen ruhig, nachdenklich oder distanziert wirken. Achte darauf, dass Kleidung, Hintergrund und Licht entweder harmonieren oder bewusst kontrastieren.
Tonwert – die Grauzone zwischen Hell und Dunkel:
Der Tonwert beschreibt die Helligkeitsverteilung in einem Bild. Ein High-Key-Porträt, das sehr hell dargestellt ist, wirkt oft weich, freundlich und fast ätherisch. Low-Key-Bilder (dunkel mit starken Kontrasten) erzeugen dagegen Dramatik, Tiefe und Intensität. Entscheidend ist: Was willst du ausdrücken?
Farbe oder Schwarzweiß?
Farbbilder wirken oft lebendiger und moderner, vor allem, wenn Farben bewusst eingesetzt werden. Schwarzweißporträts hingegen konzentrieren sich auf Struktur, Form und Emotion. Sie lassen störende Elemente verschwinden und wirken oft zeitlos. Schwarzweiß ist besonders geeignet bei rauen Lichtverhältnissen oder ausdrucksstarken Gesichtern.
Eigener Stil statt Instagram-Filter:
Presets und Filter sind zwar beliebt, doch ein echter fotografischer Stil entwickelt sich erst durch Wiederholung, Entscheidungen und Erfahrung. Stil ist keine Frage des Effekts, sondern der Haltung. Wer konsequent gestaltet, erkennbar arbeitet und bewusst auswählt, dessen Stil wird früher oder später am eigenen Bild wiedererkannt.

Nachbearbeitung: Der letzte Feinschliff
Retusche mit Fingerspitzengefühl
Gute Retusche ist nicht sichtbar – schlechte hingegen schon. In der Porträtfotografie geht es darum, das Beste aus einem Menschen herauszuholen, ohne ihn zu verfälschen. Der Grat zwischen Optimierung und Überarbeitung ist schmal.
Weniger ist mehr:
Eine Porträtretusche sollte subtil und respektvoll erfolgen. Während kleine Hautunreinheiten oder temporäre Makel entfernt werden können, sind Merkmale wie Muttermale, Lachfalten oder Sommersprossen oft Teil der Persönlichkeit. Das Ziel ist ein „cleaner“, aber natürlicher Look.
Werkzeuge für die Retusche:
- Korrekturpinsel / Reparaturpinsel: Entfernen kleiner Störungen ohne Strukturverlust
- Frequenztrennung: Teilt Bild in Struktur und Farbe – ideal für saubere, differenzierte Hautretusche
- Dodge & Burn: Licht und Schatten gezielt setzen, um Form und Tiefe zu verstärken
Wichtig: Immer in hoher Auflösung arbeiten und regelmäßig zurückzoomen, um das Gesamtbild im Blick zu behalten!
Augen betonen – ohne zu übertreiben:
Die Augen sind der emotionale Fokus jedes Porträts. Durch gezielte Aufhellung der Iris, mehr Klarheit und eine leichte Schärfung kannst du sie hervorheben, ohne dass es unnatürlich wirkt. Reflexionen im Auge („Catchlights“) bringen Leben hinein, zu viel Kontrast lässt sie jedoch künstlich erscheinen.
Farblook und Stimmung erzeugen
Mit nur wenigen Anpassungen kann man ein Porträt in eine völlig andere Welt versetzen. Farbe ist dabei nicht nur ein Gestaltungsmittel, sondern auch ein Stimmungsträger. In der Nachbearbeitung wird sie daher bewusst verfeinert.
Farbkorrektur als Basis:
Vor jedem kreativen Look steht eine saubere Farbanpassung. Weißabgleich, Hautton, Belichtung und Kontrast sollten stimmen, bevor du tiefer gehst. Das Ziel ist eine neutrale, realistische Ausgangsbasis.
Farblooks und kreative Bearbeitung:
- Warme Töne: Für Freundlichkeit, Nähe, Menschlichkeit
- Kühle Looks: Für Nachdenklichkeit, Eleganz oder Urbanität
- Cinematic Töne: Arbeiten mit Teal-Orange oder gezielten Farbbereichen für filmischen Look
Viele nutzen in Lightroom oder Capture One Presets, also vorgefertigte Look-Einstellungen. Doch ein Look ist nur dann überzeugend, wenn er zum Bildinhalt passt. Arbeite deshalb lieber mit eigenen Anpassungen oder verfeinere Presets nach deinem Stil.
Software-Tipps:
- Lightroom: Ideal für Farblooks, Belichtung, Serienbearbeitung
- Photoshop: Unverzichtbar für gezielte Retusche und Ebenentechnik
- Capture One: Profi-Tool mit starker Farbtiefe und Schärfekontrolle
Einheitlichkeit ist entscheidend – besonders bei Serien. Ein konsistenter Stil stärkt dein Portfolio und deinen Wiedererkennungswert.

Inspiration und Weiterentwicklung
Bekannte Porträtfotograf:innen und deren Stil
Wer andere Meister studiert, entwickelt seinen eigenen Blick schneller. Inspiration ist keine Kopie, sondern der Rohstoff, aus dem du deinen eigenen Stil formst. Es lohnt sich, die Werke großer Porträtfotograf:innen zu analysieren. Was macht ihre Bilder so einzigartig? Wie gehen sie mit Licht, Raum und Menschen um?
Hier einige Ikonen, die jeder Porträtfotograf kennen sollte:
- Annie Leibovitz – Bekannt für emotionale, erzählerische Porträts von Prominenten. Ihre Bilder sind oft cineastisch und durchkomponiert.
- Steve McCurry – Meister der Farben und des natürlichen Lichts. Berühmt durch das Porträt des „Afghan Girl“. Seine Porträts sind menschlich, direkt und weltverbunden.
- Peter Lindbergh – Setzte konsequent auf Schwarzweiß, Natürlichkeit und Charakter. Keine glatte Retusche, sondern Ausdruck und Würde.
- Diane Arbus – Fotografierte Menschen am Rand der Gesellschaft – mit Respekt, aber ohne Beschönigung. Unkonventionell, intensiv, ehrlich.
- Platon – Nutzt starke Nahaufnahmen, minimalistische Hintergründe und direkte Blicke in die Kamera. Seine Porträts von Politiker:innen sind legendär.
Was du lernen kannst:
- Wie sich Persönlichkeiten durch Licht und Pose inszenieren lassen
- Wie man mit bewusstem Stil Wiedererkennbarkeit schafft
- Wie mutige Reduktion oft mehr Wirkung erzielt als überladene Kulisse
Studieren heißt nicht imitieren – sondern verstehen, was dich selbst anspricht.
Eigene Handschrift entwickeln
Technik ist erlernbar, Stil hingegen entsteht durch Haltung und Praxis. Wer dauerhaft gute Porträts machen möchte, sollte mehr sein als nur ein Handwerker. Dein Stil ist das Ergebnis vieler kleiner Entscheidungen, z. B. bei der Lichtwahl, der Kommunikation, der Bearbeitung oder dem Format.
Wie entwickelst du deinen Stil?
- Fotografiere viel – und gezielt. Wiederholung schafft Sicherheit. Du erkennst, was funktioniert – und was nicht zu dir passt.
- Reflektiere deine Bilder. Was gefällt dir an deinen eigenen Aufnahmen? Welche Motive ziehen sich durch dein Portfolio?
- Hol dir Feedback. Zeig deine Fotos in Communities, bei Mentoren oder befreundeten Fotograf:innen. Außenperspektive ist wertvoll.
- Experimentiere bewusst. Wechsel das Format, die Lichtquelle, den Fokuspunkt. Stil entsteht oft beim Verlassen der Komfortzone.
- Reduziere. Mit der Zeit wirst du merken, welche Elemente „deins“ sind – und welche du loslassen kannst.
Stil braucht Zeit. Je konsequenter du fotografierst, desto stärker wird jedoch deine Bildsprache. Du wirst erkennen: Nicht jedes Bild muss jedem gefallen. Es reicht, wenn es dir selbst gefällt und wenn es ehrlich ist.

Praxis: Porträts in unterschiedlichen Szenarien
Outdoor vs. Studio
Das Studio bietet Kontrolle, draußen passieren Überraschungen – beide Optionen haben ihre Reize. Die Wahl der Umgebung beeinflusst das Licht, die Stimmung und die Dynamik des Shootings.
Studiofotografie:
Im Studio hast du die volle Kontrolle über Licht, Hintergrund und Atmosphäre. Das ist ideal für klassische Porträts, Beauty-Shootings oder Business-Fotos. Du kannst ohne äußere Störungen arbeiten und dich voll und ganz auf das Model konzentrieren. Die Lichtsetzung ist präzise steuerbar und der Hintergrund bleibt neutral.
Vorteile:
- Wetterunabhängig
- Wiederholbarkeit garantiert
- Absolute Lichtkontrolle
Nachteile:
- Wirkt oft steril oder inszeniert
- Teureres Equipment notwendig
- Erfordert Vorbereitung und Know-how
Outdoor-Porträts:
Bei der Arbeit im Freien gibt es eine Vielzahl verschiedener Hintergründe, Lichtstimmungen und spontaner Situationen. Das natürliche Licht kann weich und warm, aber auch dynamisch oder sogar unberechenbar wirken.
Vorteile:
- Authentische, lebendige Atmosphäre
- Große Gestaltungsfreiheit
- Kosten- und ortsunabhängig
Nachteile:
- Abhängig von Licht und Wetter
- Unruhige Hintergründe
- Mehr Ablenkung für das Model
Tipp:
Entscheide nicht pauschal. Wähle das Setting passend zum Thema, zur Persönlichkeit des Models und zur Bildaussage aus. Kombiniere bei Bedarf beide Welten und fotografiere beispielsweise Porträts mit Studiolicht in urbaner Umgebung.
Porträtarten im Vergleich
Ein Businessporträt folgt anderen Regeln als ein künstlerisches Selbstporträt. Ausdruck, Bildaufbau und Nachbearbeitung variieren je nach Zielgruppe und Zweck. Im Folgenden erhalten Sie einen Überblick über die gängigsten Porträtarten:
Headshot:
- Fokus auf Gesicht, meist frontal, neutraler Hintergrund
- Häufig für Bewerbungen, Business, Schauspieler:innen
- Ziel: professionell, sympathisch, kompetent wirken
Halbkörper-/Ganzkörperporträt:
- Ermöglicht mehr Körpersprache, Posen und Kontext
- Beliebt für Editorials, Lifestyle und Mode
- Kleidung und Körperhaltung werden gestalterisch relevant
Lifestyle-Porträts:
- Personen in Alltagssituationen oder inszenierten Umgebungen
- Natürlich, nahbar, oft mit Kontext (z. B. zu Hause, im Café)
- Ideal für Branding, Social Media, Reportagen
Künstlerisches Porträt:
- Ausdrucksstark, experimentell, symbolisch
- Spiel mit Licht, Farben, Requisiten oder Unschärfe
- Ziel: Emotionen, Konzepte oder Identität inszenieren
Selbstporträt:
- Technisch anspruchsvoller, da du Modell und Fotograf:in bist
- Kann sehr intim, persönlich oder reflektierend sein
- Ideal zur Selbstdarstellung oder für kreative Experimente
Tipp:
Definiere vor dem Shooting, wofür das Porträt verwendet werden soll. Print, Online, als Profilbild oder für eine Ausstellung? Die Zielsetzung hat Einfluss auf das Format, den Ausdruck und die Nachbearbeitung.

Inspiration und Weiterentwicklung
Bekannte Porträtfotografen und deren Stil
Wer andere Meister studiert, entwickelt seinen eigenen Blick schneller. Inspiration ist keine Kopie, sondern der Rohstoff, aus dem du deinen eigenen Stil entwickelst. Es lohnt sich, die Werke großer Porträtfotografen zu analysieren. Was macht ihre Bilder so einzigartig? Wie gehen sie mit Licht, Raum und Menschen um?
Hier einige Ikonen, die jeder Porträtfotograf kennen sollte:
- Annie Leibovitz – Bekannt für emotionale, erzählerische Porträts von Prominenten. Ihre Bilder sind oft cineastisch und durchkomponiert.
- Steve McCurry – Meister der Farben und des natürlichen Lichts. Berühmt durch das Porträt des „Afghan Girl“. Seine Porträts sind menschlich, direkt und weltverbunden.
- Peter Lindbergh – Setzte konsequent auf Schwarzweiß, Natürlichkeit und Charakter. Keine glatte Retusche, sondern Ausdruck und Würde.
- Diane Arbus – Fotografierte Menschen am Rand der Gesellschaft – mit Respekt, aber ohne Beschönigung. Unkonventionell, intensiv, ehrlich.
- Platon – Nutzt starke Nahaufnahmen, minimalistische Hintergründe und direkte Blicke in die Kamera. Seine Porträts von Politiker:innen sind legendär.
Was du lernen kannst:
- Wie sich Persönlichkeiten durch Licht und Pose inszenieren lassen
- Wie man mit bewusstem Stil Wiedererkennbarkeit schafft
- Wie mutige Reduktion oft mehr Wirkung erzielt als überladene Kulisse
Studieren heißt nicht imitieren – sondern verstehen, was dich selbst anspricht.
Eigene Handschrift entwickeln
Technik ist erlernbar, Stil hingegen entsteht durch Haltung und Praxis. Wer dauerhaft gute Porträts machen möchte, sollte mehr sein als nur ein Handwerker. Dein Stil ist das Ergebnis vieler kleiner Entscheidungen, z. B. bei der Lichtwahl, der Kommunikation, der Bearbeitung oder der Formatwahl.
Wie entwickelst du deinen Stil?
- Fotografiere viel – und gezielt. Wiederholung schafft Sicherheit. Du erkennst, was funktioniert – und was nicht zu dir passt.
- Reflektiere deine Bilder. Was gefällt dir an deinen eigenen Aufnahmen? Welche Motive ziehen sich durch dein Portfolio?
- Hol dir Feedback. Zeig deine Fotos in Communities, bei Mentoren oder befreundeten Fotograf:innen. Außenperspektive ist wertvoll.
- Experimentiere bewusst. Wechsel das Format, die Lichtquelle, den Fokuspunkt. Stil entsteht oft beim Verlassen der Komfortzone.
- Reduziere. Mit der Zeit wirst du merken, welche Elemente „deins“ sind – und welche du loslassen kannst.
Stil braucht Zeit. Je konsequenter du jedoch fotografierst, desto stärker wird deine Bildsprache. Du wirst erkennen: Nicht jedes Bild muss jedem gefallen. Es reicht, wenn es dir selbst gefällt – und wenn es ehrlich ist.
Porträtfotografie beginnt mit dem Menschen
Porträtfotografie ist mehr als Technik, Komposition und Nachbearbeitung. Sie beginnt mit Aufmerksamkeit: für den Menschen vor der Kamera, für das Licht im jeweiligen Moment und für den einzigartigen Ausdruck.
Du kannst die beste Kamera besitzen und jedes Tutorial kennen, doch wenn du nicht sehen willst, wirst du auch nichts Echtes zeigen. Wenn du hingegen bereit bist, dich auf dein Gegenüber einzulassen, aufmerksam zu sein und bewusst zu gestalten, wird deine Fotografie von Bild zu Bild wachsen.
Die besten Porträts sind nicht perfekt. Sie sind ehrlich, nah und erzählerisch. Sie zeigen nicht nur, wie jemand aussieht, sondern auch, wer er oder sie ist.
Also: Kamera schnappen, Augen offen halten und loslegen. Dein nächstes starkes Porträt wartet vielleicht schon an der nächsten Straßenecke. Oder in deinem Spiegel.

FAQ – Häufige Fragen zur Porträtfotografie
Welche Kamera eignet sich am besten für Porträtfotografie?
Es kommt weniger auf die Kamera an als auf das Objektiv. Eine DSLR oder spiegellose Systemkamera mit einem lichtstarken Objektiv (z. B. 50mm f/1.8 oder 85mm f/1.4) ist eine sehr gute Basis. Aber auch mit einem Smartphone lassen sich starke Porträts machen – wenn Licht und Perspektive stimmen.
Welches Objektiv ist ideal für Porträts?
Klassisch sind 85mm (Vollformat) oder 50mm für APS-C. Diese Brennweiten liefern natürliche Proportionen und ermöglichen schöne Hintergrundunschärfe. Für Ganzkörperporträts eignen sich auch 35mm oder 50mm – besonders bei Reportage- oder Lifestyle-Aufnahmen.
Was mache ich, wenn mein Modell unsicher oder schüchtern ist?
Sprich ruhig, sei präsent und nimm dir Zeit. Hilf durch kleine Anweisungen und zeig Beispiele, was du meinst. Nutze Pausen zum Reden, nicht zum Klicken. Je entspannter du bist, desto sicherer wird auch dein Gegenüber.
Wie bearbeite ich Haut, ohne dass es unnatürlich wirkt?
Arbeite dezent. Entferne temporäre Störungen wie Pickel, aber lass charakteristische Merkmale wie Falten oder Sommersprossen drin. Nutze Werkzeuge wie Frequenztrennung oder Dodge & Burn – und zoome regelmäßig heraus, um die Wirkung im Gesamtbild zu prüfen.
Was ist der Unterschied zwischen einem Headshot und einem klassischen Porträt?
Ein Headshot ist meist frontal, neutral und technisch sauber – ideal für berufliche Zwecke. Ein klassisches Porträt kann künstlerischer, emotionaler oder inszenierter sein. Es zeigt oft mehr vom Körper und hat eine stärkere erzählerische Komponente.
Wie finde ich meinen eigenen Stil?
Fotografiere viel, analysiere deine Lieblingsbilder, experimentiere mit Licht und Bearbeitung, und hole dir ehrliches Feedback. Stil entwickelt sich mit der Zeit – durch Wiederholung, Reduktion und bewusste Entscheidungen.